GRIBS Kommunalkongress 2022

Kühler Kopf und trockene Füße – Klimaanpassung in der kommunalen Praxis

Was für ein aufregendes, erkenntnisreiches und geselliges Wochenende liegt hinter der GRIBS-Familie!
36. GRIBS-Kongress, vom 6.-7. Mai 2022, Feuchtwangen
GRIBS Bildungswerk e.V. Bamberg in Kooperation mit der Petra-Kelly-Stiftung e.V., München

Nach zwei digitalen Kongressen konnten wir uns endlich wieder in Präsenz treffen: 75 Präsenzteilnehmer*innen waren vor Ort und 30 weitere zugeschaltet.

Der Freitagabend startete mit der Begrüßung durch Susanna Tausendfreund, erste Bürgermeisterin von Pullach sowie Martina Neubauer als Vertretung für die Petra-Kelly-Stiftung. Auch Martin Stümpfig, örtlicher Abgeordneter und sozusagen „Hausherr“ war gekommen.

Claudia Bosse, Geschäftsführerin GRIBS und Martin Stümpfig, der „Hausherr“ in Feuchtwangen

Nach der Begrüßung folgte sogleich das erste Highlight des Kongresses: Gaston Florin, Perspektivenmagier und Bühnenkünstler begeisterte in einem „Eröffnungsvortrag der anderen Art“ und eröffnete den Zuhörer*innen seine Ideen, andere Menschen politisch mitzunehmen. Auf spielerische Art vermittelte er die Bedeutsamkeit des Annehmens von Fragen und von abweichenden Meinungen des/der anderen, die Wirkung von JA und NEIN in der Kommunikation, von Annahme und Ablehnung, von Wertschätzung des Gegenübers. Für das eigene Wohlbefinden gab er den Tipp zum Erlernen einer Fehlerkultur unter dem Stichwort „You Should Be Happy When You Fail“ und stellte heraus, dass man mit der Übernahme von Verantwortung für die eigenen Fehler bei den anderen in der Regel nur „punkten“ kann.

Gaston Florin

Zugeschaltet war in der anschließenden Bürgermeisterrunde die Grüne Umwelt-Bürgermeisterin Diana Pretzell aus Mannheim. Markus Reichart, erster Bürgermeister aus Markt Heimenkirch war extra aus dem Oberallgäu angereist und live vor Ort.

Diana Pretzell, Umweltbürgermeisterin von Mannheim

Pretzell stimmte Gastons Tipps zu, ergänzte aber, dass diese Tipps umso schwieriger einzuhalten und umzusetzen sind, je komplexer die politische Materie werde. Sie erläuterte dies anhand des Klimaaktionsplans ihrer Stadt und wie gleichzeitig versucht werden müsse, die Menschen für die Ziele und Maßnahmen aus diesem Plan zu begeistern und mitzunehmen.
Reichart stellte als Positivbeispiel aus seiner Gemeinde den Bürgertreff auf dem Wochenmarkt, den er als Bürgermeister wöchentlich abhalte. Gleichwohl hielt er nicht hinterm Berg mit aktuellen Konflikten in seinem Ort, z.B. beim geplanten Bau eines Biomasse-Heizkraftwerks zur Umsetzung der Energiewende, was lange brach lag aufgrund von Gegenwind von Denkmalschützern. Seit dem 24. Februar bewege sich nun etwas vor Ort. Pretzell ergänzte noch, dass das ein oder andere auch mal deutlich gesagt werden dürfe, denn dies helfe auch der Debattenkultur.

Nach dem offiziellen Programm wurde am Freitagabend in geselliger Runde im Bierstüberl weiter diskutiert und gelacht. Es fand sich sogar traditionsgemäß eine Schafkopfrunde um unseren Landesschatzmeister, Uli Lindner, und unseren Bundestagsabgeordneten Leon Eckert zusammen.

Grün sticht! Schafkopf in geselliger Runde
Landesvorsitzender Thomas von Sarnowski im Gespräch mit dem Umweltreferenten der Stadt Augsburg, Reiner Erben

Am Samstag eröffneten Susanna Tausendfreund, Steffi König, kommunalpolit. Sprecherin im GRÜNEN Landesvorstand und Johannes Becher, kommunalpolit. Sprecher der GRÜNEN Landtagsfraktion den Tag. Becher berichtete kurz von seinen jüngsten Begegnungen bei den Vereinten Nationen in Genf und beim Besuch der Stadt Lyon mit ihrer grünen Bürgermeisterin. Überall seien die Ideen für die ökologische Transformation, für die Energiewende, für den Klimaschutz und für die Verkehrswende fest verankert. Es gehe jetzt darum, die Menschen vor Ort mitzunehmen, dafür komme der Kommunalpolitik eine wichtige Bedeutung zu. Martin Stümpfig riss verschiedene Maßnahmen der Klimaanpassung in Kommunen an und hob beispielhaft vier besonders hervor: – Frischluftschneißen erhalten, Mikroklima untersuchen, Sturzflutmanagement einführen und jeden Baum erhalten, soweit es nur irgendwie geht!

Johannes Becher, Sprecher der Landtagsfraktion für kommunale Fragen

Es folgten die beiden ersten Inputs des Tages: Sabrina Erlwein, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Strategie und Management in der Landschaftsentwicklung der TU München, die das Projekt „Grüne Stadt der Zukunft“ vorstellte, Finalist des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2022 und Stefanie Lorenz, Geschäftsführerin von KlimaPlus und Projektkoordinatorin bei LoKlim am Institut für Umweltsozialwissenschaft und Geographie der Uni Freiburg.

LoKlim ermöglicht alle landesweiten Klimaprognosedaten auf die einzelnen Regionen und Kommunen Baden-Württembergs herunter zu rechnen, so dass jede Region, jeder Landkreis, jede Stadt ablesen kann, wie sich der Klimawandel direkt vor Ort darstellen wird. In der anschließenden Fragerunde waren sich alle Teilnehmer*innen einig, dass es ein solches Portal unbedingt auch für Bayern bzw. alle Bundesländer geben müsse.

Stefanie Lorenz, Geschäftsführerin von KlimaPlus und Projektkoordinatorin bei LoKlim

Nach der Mittagspause ging es dann gleich in die Foren. Erstklassige Referent*innen waren hier vor Ort, die unseren Teilnehmer*innen Themen wie kommunales Starkregenmanagement, Doppelte Innenentwicklung, Schwammstadtprinzip, Anders Pflanzen, Katastrophenschutz und Hitzeaktionspläne erklärten. Auch hier war genug Zeit für Fragen eingeplant.

Abgerundet wurde der Input des Tages von Matthias Simon, Verwaltungsdirektor des Bayerischen Gemeindetages, der die rechtlichen Aspekte von Bauleitplanung und co, die Kommunen zur Planung und Gestaltung zur Verfügung stehen. Zur Rechtssicherheit gehört bei allen in das Eigentum hineinreichende Planungen eine ausreichende Begründung, eine ordentliche Abwägung und eine Würdigung widerstreitender Interessen. Kurz: eine gut durchdachte, für ein Gericht überprüfbare Struktur und Konzept. Das gilt sowohl für Klimaanpassungsmaßnahmen, für Klimaschutzmaßnahmen, als auch für das Thema sozialgerechte Bodennutzung. Manchmal ist es besser, lieber etwas Tempo herauszunehmen und eine Planung neu aufzusetzen und ein konzeptionelles Vorgehen sicher zu stellen.

Matthias Simon, Verwaltungsdirektor des Bayerischen Gemeindetages

Die Dokumentation zum Kongress 2022 mit weiterführenden Links sowie den Präsentationen unserer Referent*innen findet ihr hier unter diesem Link in Wissenswert.

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Über den Autor

AnjaOdendahl

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