(Vulnerabilität und Katastrophenresilienz = Anfälligkeit und Verwundbarkeit der Städte)
Das kommt auf uns zu:
Steigende Temperaturen, zunehmende Hitzewellen, längere Trockenperioden – aber auch extreme Niederschläge, saisonaler Stürme und Hochwässer
Für die Formulierung eines Anpassungskonzeptes ist in jeder Stadt eine sorgfältige Analyse erforderlich, welche Handlungsfelder möglicherweise besonders betroffen sein könnten. Das Ziel sollte ein ressortübergreifend abgestimmtes Handlungskonzept sein, das in den Stadtentwicklungsplan integriert wird und für die Stadtverwaltung einen Prüfkatalog für die zuständigen Ressorts enthält.
Dabei lassen sich technologische Innovationen und Beschäftigungsmaßnahmen verbinden und zentrale Investitionsbereichen priorisieren.
Besonders bei Neuplanungen (Stadtumbau) und längerfristige Infrastrukturinvestitionen vorgesehen sind können und sollten die entsprechenden Klima-Anpassungsmaßnamen umgesetzt werden. Gerade, da sie für Kommune und Privatseite ggf. mit höheren Kosten und auch höherem Argumentationsaufwand verbunden sind, ist die Einbettung in einen Gesamtstrategie umso wichtiger.
Wichtig ist, dass sich Klimaschutz und Klimafolgenanpassung nicht widersprechen und nicht weiter versucht wird, den Problemen mit ausschließlich High-tech-Lösungen Herr zu werden: selbst die effizienteste Klimaanlage braucht Strom!
Die sozialen und politischen Folgen des Klimawandels sind für die Gesellschaft schwer abschätzbar – man sollte aber nicht glauben, dass diese nicht tief greifend sein werden.
Die Einführung des Energiepasses für Gebäude und z.B. eine Pro-Kopf-Zuteilung von Emissionsrechten sind erste Schritte. Verbrauchslenkungen werden folgen: niedrigere Einstiegstarife und Preisanstieg bei Mehrverbrauch (Verschwendung muß teuer bezahlt werden), "Preise müssen die Wahrheit sagen".
Auch in den Bereichen Raumstruktur, Städtebau und Mobilität wird es künftig mehr Vorgaben geben müssen.
In die Überlegungen für die Zukunft in sollten Berücksichtigung erfahren:
In der Ökologie (Bauen/Planen/Gestalten):
Durchlüftung der Städte, der Freiflächen und CO2-senken
die Gefahr der Bodenerosion bei starken Regenfällen,
Freiflächen, Entsiegelung, Begrünung und Wasserflächen
Soziale Aspekte (Gesundheitsvorsorge/Notlagen):
Risiko der Anfälligkeit bestimmter Bevölkerungsgruppen (sommerliche Überhitzung)
Für die älter werdende Stadtgesellschaft können überwärmte und schlecht durchlüftete Stadtteile und Innenstädte noch stärker als bisher zum Gesundheitsrisiko werden.
Versorgungsstrukturen und soziale Netze aufbauen, verbessern.
Ökonomische Überlegungen:
mögliche Anfälligkeit und Bewältigungskapazität unterschiedlicher Wirtschaftssektoren:
– Tourismusausrichtung
– Bau – und Immobilienwirtschaft: Gebäudestrukturen, Auswahl des Baumaterials, Kühlung ohne zusätzlichen Energieverbrauch (Außenverschattung statt Klimaanlagen)
Infrastrukturelle Handlungsmöglichkeiten:
Analyse der Energie- und Wasserversorgung, Ausbaustatus der Abwasserentsorgungsnetze, Verkehrs- und Kommunikationsnetze.
Wasser: Kanalnetze, Hochwasserschutz, Trinkwasserschutzzonen, naturnahen Gewässerausbau, Überschwemmungsflächen.
Mögliche Wasserknappheit lässt verstärkt über die Brauchwassernutzung nachdenken (Madrid hat ein zweites Brauchwasser-Netz ausgebaut).
Institutionelle Dimension:
kommunale Handlungsfähigkeit im Ereignisfall:
– horizontale und vertikale Kommunikation und Abstimmung von Katastrophenvorbeugung und – management.
Leitbild "Kompakte Stadt"
Die kompakte Stadt ist der richtige Weg, da sie Zersiedelung entgegensteht und Freiflächen schont. Die Ziele der Dichte und der Bedarf nach Durchlüftung muss jeweils vor Ort bearbeitet werden.
Dresden hat nach dem Jahrhunderthochwasser 2003 ihr Leitbild "Kompakte Stadt im ökologischen Netz" entschieden.
Kompakte, aber durchgrünte Stadtstrukturen, kurze Wege, Funktionsmischung, Verkehrsmanagement, effizienter, energiesparender öffentlicher Nahverkehr, großzügige Freiflächen und insbesondere wohnortnahes Grün sind wichtige Lebensqualität-Voraussetzungen – auch für die Bewältigung der Auswirkungen des Klimawandels.
Weiterlesen:
Jörn Brinkmann: Globaler Umweltwandel, Naturgefahren, Vulnerabilität und Katastrophenresilienz, in Raumforschung und Raumordnung 1/08